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LUFTSCHUTZORT HANNOVER

Bereits im Jahre 1934 wurde Hannover als Luftschutzort (LS-Ort) 1. Ordnung eingestuft.

Nur LS-Orte 1. Ordnung erhielten bis 1943 öffentliche Mittel für den Bau von öffentlichen Luftschutzbunkern (LSB). Der LS-Ort Hannover mit den angeschlossenen LS-Orten erhielt also von Beginn an der Bunkerbauprogramme öffentliche Mittel für den Bau von LSB.

HANNOVER: PLANUNG UND BAU DER LUFTSCHUTZBUNKER

Im LS-Ort Hannover wurden insgesamt 47 von 53 geplanten LSB gebaut. Hinzu kamen noch die LSB der angeschlossenen LS-Orte Misburg mit 6 Bunkern, Langenhagen mit 3 Bunkern, sowie Vinnhorst mit 2 Bunkern. Für den LS-Ort Hannover waren, zusammen mit den angrenzenden (und Hannover angeschlossenen) LS-Orten insgesamt 64 Bunker vorgesehen. Von den insgesamt 64 geplanten LSB wurden bis Kriegsende der Bau von 58 LSB abgeschlossen. Von den 6 fehlenden LSB gab es nur Pläne oder höchstens Modelle. Lediglich ein Luftschutzbunker nahe Misburger Damm / Sallstraße befand sich noch im Bau und wurde später abgerissen.
[vgl. [8] Exihibit LL : "Nachweisung über die Normalbelegungsstärke der Luftschutzbunker", o.O., 1947.]

ENTSTEHUNG DER LUFTSCHUTZBUNKER IM RAUM HANNOVER

Bereits einige Monate vor Kriegsbeginn im Februar 1939 hatte es in Hannover erste Überlegungen gegeben, einen "luftschutzsicheren Raum" anzulegen. Im Frühjahr 1939 hatte der damalige Polizeipräsident von Hannover, Waldemar Geyer, der Stadtverwaltung vorgeschlagen, unter einer Grünflache zwischen dem Kröpcke und Aegientorplatz, nahe des Opernhauses einen Bunker zu errichten. In Friedenszeiten sollte dieser "Bunker" als Fahrzeugunterstand ("Fahrzeughalle") und im Kriegsfalle bis zu 500 Zivilisten als "Schutzbunker" dienen. Der Stadtbaurat Profressor Elkart wies darauf hin, das zahlreiche Bäume aus der Stadtbegrünung bei einem derartigen Vorhaben entfernt werden müssten, und somit sprach sich auch der damalige Oberbürgermeister Haltenhoff gegen den Bau des Bunkers aus. Daraufhin wurde dieses Vorhaben fallen gelassen. [vgl. [1], über Hannover, S. 92] [2]

Nach Kriegsbeginn wurden in Hannover in zahlreichen öffentlichen Gebäuden Luftschutzkeller und Gewölbe eingerichtet, die auch die Zivilbevölkerung benutzen durfte. So wurde z.B. in der Schule in der Hohestraße in Linden ein Luftschutzkeller errichtet und im Neuen Rathaus von Hannover, wurde der Fahrradkeller zum Luftschutzraum (LSR) umgebaut. Außerdem wurden in vielen privaten Wohnhäusern Keller zu Luftschutzkellern umfunktioniert. In der Regel wurden dieser Keller dazu - aus heutiger Sicht - notdürftig mit Holzlatten und -balken zusätzlich abgestützt. Bombensicher waren diese "Konstruktionen" nicht, wie mir meine Mutter schilderte. "Zwar hielt der Keller nach einem Volltreffer auf das damalige Wohnhaus der Eltern noch eine Weile stand, obwohl dieser einen Riss in der Decke hatte, brach dann aber trotzdem nach einigen Tagen unter der Last der Trümmer zusammen."

Wann genau mit dem Bau der ersten größeren "bombensicheren" Luftschutzbunker in Hannover begonnen wurde, ist mir bisher nicht exakt bekannt. Zu den ersten LSB zählte u.a. der Tiefbunker am Klagesmarkt, Baubeginn etwa im Herbst 1939, sowie der Tiefbunker Ernst-August-Platz der Deutschen Reichsbahn, vor dem Hauptbahnhof (Bahnhofsvorplatz), Baubeginn war hier ebenfalls 1939.

Nach meinen bisherigen Informationen wurde dann etwa zwei Monate nach dem durch Hitler am 10.10.1940 per "Führererlass" reichsweit angeordnenten "Führer-Sofortprogramm" - das auch als "Sonderaktion Luftschutzbau" bekannt war -, in Hannover verstärkt mit dem Bau von Bunkern begonnen.

Die ersten LSB entstanden in Hannover ab 1939 und der letzte wurde kurz vor Ende des Krieges im Jahr 1945 fertiggestellt. Laut dem Buch "Bunkerwelten" von Michael Foedrowitz wurde der letzte Bunker am 14.02.1945 der Stadt übergeben [vgl. "Bunker-Welten", S.94]. Laut einer Statistik in der gleichen Quelle gab es bereits etwa Mitte 1944 insgesamt 79 bombensichere Luftschutzbunker, wobei es sich bei 53 davon um fertiggestellte zivile Luftschutzbunker handelte. [vgl. [1], S. 76]

In dieser Gesamtstatistik dürften somit auch Bunker der Deutschen Reichsbahn (DR), des Werkluftschutzes, sowie des Militärs mit enthalten sein.

Mehr zu den einzelnen Bunkern in Hannover erfahren Sie auf den Seiten der einzelnen Bunker.

GEBAUTE BUNKER-TYPEN

Neben Sonderbauwerken, wie die Bunker in der Haltenhoffstraße, Friesenstraße und Tonstraße, entstanden in Hannover ca. 35 Bauwerke vom Typ HI...III (variierend in der Anzahl der Stockwerke 1..3), sowie die Großbauwerke der Baureihe B und C. Darüber hinaus entstanden noch vier Rundbunker, und diverse Tiefbunker, darunter zum Beispiel die großen Bauwerke Am Klagesmartk und Hauptbahnhof (EAP).

Luftschutzbunker vom Typ HI, HII und HIII

Die Bautypen HI und HII unterschieden sich in der Bauausführung nur in minimal. HI und HII waren fast quadratisch, sie besassen Satteldächer und (zum Teil sehr hochgezogene) Kamine, deren Öffnungen durch Verwendung von gewellten Eisenblechen geschützt waren. Der Kamin ist heute in der Brentanostraße noch gut zu erkennen. Außerdem erhielten einige Bauwerke vom Bautyp HII eine rote Klinkerverblendung, wie z.B. die Bunker in der Bremer Straße und in der Karlstraße.

Der Bautyp HIII wurde nur insgesamt drei mal gebaut. Es handelt sich um die Bunker in der Anderter Straße (Misburg-Süd), Celler Straße (List) und Walsroder Straße (Langenhagen). Dieser quaderförmige Bautyp besitzt ebenfalls ein Satteldach, besitzt eine rote Klinkerverblendung und zusätzlich ziert ein vorgesetzter Turm mit Kegeldach diesen Bunkertyp. Der Turm selbst hat keine besondere Funktion, ein Zugang vom Turm in den Bunker besteht nicht.

Luftschutzbunker der Baureihe B und C

Von den in den "Bestimmungen für den Bau von Luftschutzbunker" in Heft 2 auch als Bauform B und C bezeichneten Großbunkern, wurde in Hannover etwa 10 Stück in etwa drei unterschiedlichen Bauausführungen errichtet. Es handelt sich dabei um die Luftschutzbunker Bothfelder Straße [Am Listholze], Dühringstraße [Bömelburgstraße], Hagenbleckstraße, Herrenhäusener Straße, Lönsstraße, Rotermundstraße, Rupsteinstraße, Wallensteinstraße [Thorstenssonstraße], Wiehbergstraße, und Sahlkamp [Am Wietzegraben].

Diese Bauwerke haben vier Stockwerke, der Zugang erfolgt über je vier Eingänge an den Kopfenden des Bauwerks. Der Historiker Foedrowitz schreibt in Bezug auf diese Bauwerke, das jeder Bunker für 2000 Menschen vorgesehen war, "in der Not des Krieges jedoch mitunter 10.000 Menschen" in ihnen Platz fanden. Im USSBS werden 1200-5000 Menschen als "Normalbelegungsstärke" genannt.
[vgl. [1] über Hannover, S. 93f.; [8] Exhibit LL: "Nachweisung über die Normalbelegungsstärke der Luftschutzbunker"]

SICHERHEIT VON LUFTSCHUTZBUNKERN

Obwohl viele Einwohner der Stadt Hannover den zahlreich errichteten Luftschutzbunkern im Stadtgebiet ihr Leben verdanken, kam es auch in Hannover zu Zwischenfällen, die Leben gekostet haben. Etwa 200 Menschen starben in oder vor Luftschutzbunkern, z.B. weil eine Panik ausgebrochen ist.

Es folgen ein paar Beispiele:

  • 26.07.1943 Der Tiefbunker Continentalplatz in Hannover-Vahrenwald erhält einen Volltreffer; es sterben ca. 110 Menschen; [vgl. Quelle [5], S.62f. und [6]].
  • 8/9.10.1943 Vor dem Tiefbunker Continentalplatz in Hannover-Vahrenwald stirbt eine größere (unbekannte) Anzahl von Menschen direkt vor dem Luftschutzbunker; [vgl. [9], S. 23f.].
  • 8/9.10.1943 Vor dem Tiefbunker Klagesmarkt in Hannover-City sterben bei einer Panik min. 3 Menschen (2 Frauen und 1 Kind); [vgl. [9], S. 23f.].
  • 20.06.1944 Der Luftschutzstollen "Stollenbunker" auf dem Gelände der "Norddeuschen Portland-Cementfabrik" (NPC) erhält einen Volltreffer; es sterben 21 Menschen; [vgl. [3], S. 72].
  • 15.07.1944 Tiefbunker Klagesmarkt: bei einer Panik sterben min. 28 Menschen auf den Zugangstreppen, bei dem Versuch, in den Bunker zu gelangen; [vgl. [9], S. 23f.].
  • 11.09.1944 Tiefbunker Klagesmarkt: bei einer Panik sterben hier min. 6 Menschen; [vgl. [9], S. 23f.].
  • 11.09.1944 LS-Bunker Rampenstraße: bei einer Panik sterben hier 11 Menschen; [vgl. [9], S. 23f.].
  • 18.10.1944 Tiefbunker Klagesmarkt: bei einer Panik sterben 21 Menschen vor dem LS-Bunker, oder auf den Treppen; [vgl. [9], S. 23f.].
  • 26.11.1944 Im Deckungsgraben des Zementwerks "Teutonia" sterben 45 Menschen durch einen Volltreffer. [[3], S. 84]

SCHÄDEN AN LUFTSCHUTZBUNKERN

Bei diversen Luftangriffen der Alliierten entstanden Schäden an zahlreichen Bunkern, ohne das dabei (abgesehen von einer Ausnahme "Continentalplatz") Menschen zu Schaden gekommen sind. An einzelnen Beispielen möchte ich versuchen zu dokumentieren, was für gewaltige Kräfte auf den Stahlbeton gewirkt haben.

[- 1 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker: Hannoversche Straße
[- 2 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker, Bild #1: Rupstein Straße
[- 3 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker, Bild #2: Rupstein Straße
[- 4 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker: Karlstraße
[- 5 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker: Leinaustraße
[- 6 -]
Schäden am Luftschutz-Bunker: Weidendamm

Anmerkungen

1.) zu Bild Nr.1: Die Schäden am Bunker sind bei dem schweren Angriff der Alliierten am 24.08.1944 durch einen Nahtreffer entstanden, bei dem auch die Zerschellerplatte zerstört wurde.

2.) zu Bild Nr.6: In diesem Fall sind die Schäden wahrscheinlich bei dem schweren Angriff der Alliierten am 05.03.1944 (Ziel war die "Conti") entstanden.


ENTFESTIGUNG UND ENTMILITARISIERUNG VON LUFTSCHUTZBUNKERN

Unmittelbar nach Kriegsende sollten auf Grund der Kontrollratsdirektive Nr. 23 datiert auf den 10. April 1946 "Verbot militärischer Bauten in Deutschland" - nach Artikel II alle militärisch genutzten Einrichtungen, sowie Bauten unbrauchbar gemacht werden. Unter "Militärische Einrichtungen" im Sinne der Kontrallratsdirektive Nr. 23 fallen alle Bauten, welche den Zweck des Land-, See- oder Luftkrieges oder dem Unterhalt von bewaffneten Streitkräften dienen sollten, wie z.B. militärsche und zivile Bunker und Luftschutzräume, Befehlsstände, Munitionskammern und andere Befestigungswerke, Kriegshäfen, Arsenale, Lagerplätze und Anlagen für Kriegsmaterial, usw. (!).

Später wurden dann auch Ausnahmen zugelassen, wenn die Bauwerke entfestigt wurden und die zuständigen Betriebe / Stadtverwaltungen einen Nutzung als Lager oder als Wohnraum für die Zivilbevölkerung nachweisen konnten.

[- 1 -]
Entfestigter Luftschutz-Bunker: Haltenhoffstraße
[- 2 -]
Entfestigter Luftschutz-Bunker: Haltenhoffstraße
[- 3 -]
Entfestigter Luftschutz-Bunker: Haltenhoffstraße

In Hannover wurden laut einer Karte aus den 1950er Jahren z.B. folgende Bunker entfestigt:

  • Bunker Am Stöckener Bach
  • Bunker Friesenstraße
  • Bunker Hannoversche Straße
  • Bunker Haltenhoffstraße
  • Bunker Verdener Platz
  • Bunker Schmiedestraße (Stadt Langenhagen)

Darüber hinaus zeigen folgende Bunker Stellen, die auf Entmilitarisierungsmaßnahmen hindeuten:

  • Bunker Am Listholze
  • Bunker Leinaustraße/Pfarrlandplatz

Gesprengt, wurden: (bisher bekannt)

  • Bunker: Gaubefehlsstand Hannover
  • Bunker: Befehlsstand vom 25. Flak-Regiment (Luftwaffe)
  • Bunker Hackethalstraße

Beteiligt an den Entmilitarisierungsmaßnahmen, waren:

  • Disarment Branch Headquarter Land Niedersachsen
  • Disarment Branch, 302 H.Q.C.C.G.
  • Nr. 1 Demolition Team
  • u.e.a.m.

Quelle: National Archiv London, Bestand DB Land Niedersachsen


HEUTIGE NUTZUNG DER LUFTSCHUTZBUNKERN

Nach der Aufgabe des flächendeckenden Schutzraumkonzepts (2006) ist die Zukunft der letzten ca. 35 Luftschutzbunker, die sich zuletzt noch in "Zivilschutzbindung" befanden, und durch den Zivil- und Katastrophenschutz verwaltet und betreut wurden, ungewiss. Hierrunter fallen auch die Bauwerke der Baureihen B und C. Etwa fünf ehemalige "Bunker" dienen inzwischen als Wohnhäuser, zwei bzw. drei als Lager und vier oder fünf ehemalige "Bunker" wurden gesprengt oder abgerissen. [4]

Noch etwa 40 Bunker befinden sich im Besitz oder in Verwaltung des Bundes. Der Verkauf dieser Anlagen hat jedoch bereits begonnen. [7]


QUELLENANGABE(N)

[1] [BUCH] "Bunker-Welten", Autor Michael Foedrowitz, Berlin, 1998.
[2] [ONLINE] Geschichte der Polizeidirektion Hannover
[3] [BUCH] "Bomben auf Hannover", Autor Edith Reinecke, Hannover, 1998.
[4] [INFO] vom Beauftragten für den "Zivil- und Katastrophenschutz" bei der Stadt Hannover (Feuerwehr).
[5] [BUCH] "Unter der Wolke des Todes leben", Autor Thomas Grabe u.a., Hildesheim, 1983.
[6] [BUCH] HAZ-BUCH: "Sommer 1943- Bomben auf Hannover", Autor Thorsten Fuchs u.a., Hannover, 2004.
[7] Offizielle Antwort der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) vom 13. April 2005.
[8] [BUCH] "United States Strategic Bombing Survey :: Field Report Hanover", o.O., 1947.
[9] [BROSCHÜRE] "After the Battle #124: Air Raid Shelters in Hannover", Autor Michael Foedrowitz, 2004.


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Inhalt geändert/aktualisiert: 12.08.2020 | Layout aktualisiert: 07.12.2021
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